Project Description

Weißes Gold aus Wien

Text: Britta Biron
Fotos: Augarten Porzellan

Die Porzellanmanufaktur Augarten besteht zwar erst seit 1923, trotzdem feiert man heuer 300-jähriges Jubiläum, denn die Herstellung des Weißen Goldes aus Wien begann im Jahr 1718.

Wie das Porzellan in den Augarten fand

Gut 1000 Jahre lang kannte man das Geheimnis der Porzellanherstellung nur in China, 1708 gelang es dann dem Berliner Apotheker Johann Friedrich Böttger, es zu entschlüsseln, und zwei Jahre später entstand im sächsischen Meißen die erste Porzellanmanufaktur Europas. Von dort aus brachte der k.u.k.-Hofkriegsagent Claudius Innocentius du Paquier mit Hilfe von Diplomatie aber auch Werksspionage das Know-how 1718 nach Wien und erhielt von Kaiser Karl VI. das Privileg, Porzellan innerhalb der österreichischen Kronländer zu erzeugen. Bis heute erinnert die Porzellangasse im 9. Wiener Gemeindebezirk an den Beginn der wechselvollen Geschichte des Wiener Porzellans. Hochgehalten und weitergeführt wird die nun 300-jährige Tradition allerdings an einem anderen Ort, dem Schloss Augarten, seit 1923 Sitz der Manufaktur, in der bis heute jedes Stück per Hand gefertigt wird.

Besonderes zum Jubiläum

„Die entscheidende Konstante einer Manufaktur ist immer das Handwerk. Dieses zu pflegen und weiterzuentwickeln ist mitunter eine unserer größten und wichtigsten Aufgaben“, sagt Geschäftsführer Thomas Eccli. Für das Jubiläumsjahr wurde natürlich eine eigene Kollektion aufgelegt. Die Augarten 300-Serie besteht aus vier Kreationen. Er erklärt weiter: „Zu Beginn steht die Trembleuse, eine in der Anfertigung hochkomplexe Zittertasse, die sich vor allem im 18. Jahrhundert großer Beliebtheit erfreute und die ursprünglich für den Genuss heißer Schokolade im Bett gedacht war. Das darauffolgende Jahrhundert repräsentiert ein prächtiger Weinkühler, wie sie damals oft als Preise bei Wettschießen vorkamen. Für das 20. Jahrhundert steht eine unglaublich elegante Figur im Stil des Art déco. Der Entwurf stammt aus dem Jahr 1931 und man kann ihn als echten Glücksfund in unseren Archiven bezeichnen. Als Symbol für die Gegenwart haben wir uns für einen modernen Klassiker entschieden: die Augarten-Champagnerschale.“ Stilistisch sehr unterschiedlich, kennzeichnet alle Produkte der Jubiläumsedition als gemeinsames und verbindendes Element die Farbe Purpur. Gewählt wurde sie freilich nicht deswegen, weil die Trendfarbe 2018 Ultraviolett ist – das ist ein hübscher und auch sehr passender Zufall –, sondern weil Purpur die edelste Farbe ist, die man auf Porzellan aufbringen kann.

Das darf gefeiert werden!

Einen umfassenden Überblick über das Wiener Porzellan zeigt Augarten auch in einer großen Sonderausstellung in seinem Museum sowie in einem begleitenden Buch, das im Residenz Verlag erschienen ist. „Neben zahlreichen weiteren Terminen, über die wir Interessierte laufend informieren, ist einer der Höhepunkte dieses Jahres mit Sicherheit der 27. Mai, der offizielle Geburtstag der Wiener Manufaktur, den wir als Porzellantag ausführlich feiern werden und die ganze Stadt einladen, es uns gleichzutun“, erzählt Eccli weiter.

Im Herbst folgt dann ein ausführlicher Kunst-Schwerpunkt, unter anderem mit Projekten mit der Berliner Galerie Arcanum, zeitgenössischen österreichischen Designern und Studenten der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Denn auch wenn man bei Augarten zu Recht stolz auf die Vergangenheit ist, liegt der Fokus auf der Zukunft. „Unser größtes Potenzial liegt im Export. Konkret setzen wir verstärkt auf unsere historische Stärke und bemühen uns, dem Slogan „handgemacht in Wien“ wieder jenen internationalen Stellenwert zu verleihen, den er verdient. Zusätzlich wollen wir eine historische Wahrheit wieder verstärkt ins Bewusstsein bringen, nämlich jene, was Porzellan schon immer war und bis heute ist: ein Geschenk. Ein sehr schönes Geschenk.“

Ewig schön

Unter diesem Motto zeigt die große Jubiläumsausstellung die Geschichte der Porzellanherstellung in Wien von der Gründung der Manufaktur im Jahr 1718 bis in die heutige Zeit. Neben zahlreichen Augarten-eigenen Exponaten werden auch kostbare Leihgaben aus Privatsammlungen und Museen, wie z.B. dem Wien Museum, der Silberkammer, dem Stift Klosterneuburg sowie dem MAK-Österreichisches Museum für angewandte Kunst, das auch
Kooperationspartner bei gemeinsamen Rahmenveranstaltungen zum 300-jährigen Jubiläum ist, gezeigt.

Geöffnet: Montag bis Samstag, 10:00 – 18:00
Eintrittspreis: € 7,- pro Person

IHR WIENER JUWELEN- UND UHRENHANDEL